„Was ist eigentlich ein Brauch?“, fragte der kleine Prinz.
„Das ist auch etwas, das in Vergessenheit geraten ist“, sagte der Fuchs.
„Es ist das, was einen Tag von den anderen Tagen unterscheidet, eine Stunde von den anderen Stunden.“
(Antoine de Saint-Exupèry: Der kleine Prinz)
Diese Zeilen am Ende des Vorwortes des o.g. Buches von Norbert Golluch weisen darauf hin, womit sich der Autor in seinem neuen Werk beschäftigt.
Alphabetisch werden die weitgehend nicht mehr aktuellen Bräuche in nicht ganz ernstzunehmender Weise beschrieben. Man liest vom Ablassbrief, über Rituale, die im Zusammenhang mit Eiern stehen, über Halloween und Rote Unterwäsche zu Neu-jahr bis zur Zigarette danach.
Bei einigen betrachteten Sitten wird der Vergleich zwischen den historischen Wurzeln, der Entwicklung im Laufe der Jahrhunderte bis zu heutigen Ausprägungen mit einem Augenzwinkern angestellt. So sieht der Autor in der Nutzung der UV-Strahlung im Solarium eine moderne Entsprechung der Hexenverbrennung. Lesenswert ist auch, wie Golluch von dem Recht der ersten Nacht den Bogen zu #MeToo spannt.
Noch bestehende Traditionen werden betrachtet und einer amüsanten Analyse un-terzogen. Dazu gehören Oster- und Weihnachtsbräuche, deren Ursprünge heute kaum noch bekannt sind. Der Grundschullehrer Golluch, der auch im Verlagswesen tätig war, zeigt ebenfalls, dass sich ein Blick auf die Britische Insel im Zusammenhang mit Sitten und Gebräuchen lohnt: der Ritterschlag ist nach wie vor begehrt und trifft inzwischen Männer und Frauen. Beispiele:
Sir Alfred Hitchcock und Sir Mick Jagger sowie Dame Hellen Mirren und Dame Vivi-enne Westwood.
Das Buch ist lehrreich und unterhaltsam zugleich und regt dazu an, sich Gedanken über sinnvolle und unsinnige (An-)Gewohnheiten zu machen.
München : riva, 2020, 184 Seiten, ISBN: 978-3-7423-1338-6